Spurensuche nach dem Sinn des Lebens

Wir alle befinden uns momentan in einer sehr schwierigen und belastenden Zeit. Bei vielen überwiegt ein Gefühl der Sinnlosigkeit, der Hoffnungslosigkeit, man verliert die Perspektive und hört auf zu träumen. Die Angst vor der Zukunft, vor Krankheiten, Leid und Tod scheint unseren Alltag zu dominieren. 
Doch der Mensch hat eine Sehnsucht nach Sinn, ansonsten scheint er in Depressionen und Verzweiflung zu versinken. 

„Sinn kann nicht gegeben werden, sondern er muss gefunden werden“, erkannte Viktor Frankl und sprach von verschiedenen Sinnmöglichkeiten.
Ich habe mich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt und beschreibe, wie man in sieben Schritten der Vision eines sinnerfüllten Lebens näher kommen kann.

  1.   Sei dankbar – auch für Selbstverständlichkeiten!

Manchmal kann man es schon gar nicht mehr hören – unzählige Ratgeber, Magazine und Interviews mit Psychologen schlagen uns ständig vor, dass man doch für alles dankbar sein soll. Wie denn, wenn man gerade niemanden treffen darf, die Kinder nur noch nerven, vielleicht der Job weg ist, ein lieber Angehöriger gestorben, die beste Freundin leider keine Geheimnisse bewahren kann, alles nur noch stresst …?!

Aber tatsächlich könnte man sich gerade jetzt bewusst machen, was trotzdem noch alles gut funktioniert: dass man in der Früh aufstehen kann, die Augen öffnet und tatsächlich etwas sehen kann, man sich keine Sorgen zu machen braucht, dass die Supermarktregale leer sind, es auch in außergewöhnlichen Zeiten Menschen gibt, die für andere da sind oder ganz einfach, dass die Sonne aufgeht und die Tage wieder länger werden …

So banal es auch klingen mag, bei genauem Betrachten fällt jedem ganz sicher zumindest ein Argument ein! Am beglückendsten ist es, am Abend sich an drei Begebenheiten zu erinnern, die den Tag zu einem wertvollen werden ließen. Und wenn man es schafft, sich diese Ereignisse zu notieren, wird man im Rückblick bald merken, dass es da doch so einiges gibt, wofür man dankbar sein kann.

  1.   Sei achtsam und vergleiche dich nicht mit anderen!

Achtsam mit sich umzugehen klingt ja beinahe nach einem Ratschlag, den man befolgen muss, sonst ist man selber schuld, wenn es einem nicht gut geht. Von besonderer Bedeutung ist dabei der verantwortungsvolle Umgang mit seinem Körper und dazu zählen ganz sicher die regelmäßige Bewegung, die ausgewogene Ernährung und Entspannungsphasen. Dass man dabei auch einiges übertreiben kann, erlebt man tagtäglich, wenn man diverse Beiträge auf den sozialen Netzwerken checkt. Und die Versuchung, sich da mit anderen zu vergleichen oder zu messen, ist riesig groß, denn schließlich man will man ja mithalten können. Doch „das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“, stellte S. Kirkegaard fest. Sich den eigenen Bedürfnissen entsprechend zu verhalten und dabei feste Gewohnheiten zu installieren, wie etwa die tägliche Sporteinheit, können wahre Wunder bewirken.

  1.   Versuche den Sinn des Augenblicks zu erkennen!

Die Frage nach dem Sinn des Lebens zu beantworten ist eine Lebensaufgabe, doch den Sinn des Augenblicks zu erkennen ist eine tägliche Herausforderung. Das, worauf es momentan ankommt, Entscheidungen zu treffen, die für mich und mein Umfeld die bestmöglichen sind, und der leisen Stimme des Gewissens zu folgen, das ist meine Aufgabe. Denn nicht ich stelle die Fragen, sondern das Leben stellt die Fragen an uns, formulierte Viktor Frankl sehr treffend. Wozu fordert es mich heraus – ist die entscheidende Frage. Was hat das Leben mir gegeben? Wer bin ich dadurch geworden?

  1.   Bewahre dir den Humor und gib die Hoffnung niemals auf!

Humor ist die Fähigkeit des Menschen, den Widrigkeiten des Lebens mit Gelassenheit zu begegnen und darüber lachen zu können. Humor schafft Distanz und befreit aus der Opferrolle. 

Wie oft hat schon jeder von uns erlebt, dass eine lustige Bemerkung das Eis brechen kann. Und manchmal auch über sich selbst lachen zu können tut gut. Damit verbunden ist auch ein großer Glaube an das Gute im Menschen und die Hoffnung, dass letztlich alles recht wird. Auf die Möglichkeiten zu blicken anstatt auf die Defizite bereichert das Leben.

  1.   Gehe TROTZDEM deinen einzigartigen Weg und lebe deine Träume!

Sich bewusst zu machen, dass jeder seinen persönlichen, zu ihm passenden Weg gehen muss, ist nicht immer einfach. Manchmal würde man sich einen leichten Weg ohne Hindernisse wünschen, der so ganz ohne Beschwernisse verläuft und doch zum Ziel führt. „Doch auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen!“, meinte J. W. v. Goethe. Eine Vision zu haben kann da von ungeheurem Wert sein, denn sie spornt an, nicht aufzugeben, selbst dann wenn Leiderfahrungen hereinbrechen. „Wer ein Wozu zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.“ (F. Nietzsche) Und für unseren Weg haben wir auch die erforderliche Kraft.

  1.   Sei da FÜR jemanden oder etwas und lebe deine Werte!

Wenn das Leben eintönig wird und man sich antriebslos und verzagt fühlt, droht man in der Perspektivenlosigkeit zu versinken. Um sich nicht weiter in diese Spirale hineinziehen zu lassen, muss man gegensteuern und den Blick von sich selbst weg lenken. Da hilft es, eine Aufgabe zu übernehmen, für jemanden da sein, der gerade meine Hilfe in diesem Augenblick braucht. Meine Begabung kann sinnvoll eingesetzt werden! Und gleichzeitig wird einem bewusst, welche Werte (Wahrhaftigkeit, Verantwortlichkeit, Heiterkeit, Freiheit, Geduld, Liebe…) im Leben zählen. Immer nur um sich selbst zu kreisen führt nicht zum Glück. Denn „das Ich wird Ich erst am Du.“ (M. Buber)

  1.   Wage den Schritt von der Angst zum Vertrauen!

Gerade in Zeiten, wo so viel Unsicherheit herrscht, was unsere Gesundheit, die Wirtschaft und auch die Umwelt betrifft, ist es verständlich, dass die Ängste zunehmen. Ist man einmal in der Angstspirale gefangen, ist es schwierig sich alleine daraus zu befreien. Menschen in der Krise brauchen jemanden, der ihnen hilft, das Urvertrauen wiederzufinden, und der ihnen bewusst macht, dass das Leben trägt und so Zugang zu den inneren Kräften findet.

 

Weder Glück noch Unglück liegen zur Gänze in unserer Hand, doch:

„Den Glauben, dass uns kein Glück oder Unglück geschieht,
dem wir nicht einen Sinn ins Wertvolle geben können,
den habe ich heute wie immer
und gebe ihn weder für mich noch für andere auf.“
H.Hesse

29. April 2021

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